Schließt die Gummizellen auf und werft die Zwangsjacken in die Ecke - denn hier kommen The Therapists. Pascal Neron und Lukas Stern verschreiben in ihrer Eigenschaft als Kittelträger ein universelles Antidepressivum: Techno. Erfreulicherweise in haptisch ansprechender Form, nämlich PVC. Großes Kino. Auf Candy Deluxe haben sie schon einige Remixe veröffentlicht. Weitere sind in Bearbeitung und sogar eine EP wird noch in diesem Jahr erscheinen. Ihre letzte Veröffentlichung "Arabischer Morgen" ist gleich auf drei verschiedenen Samplern zu finden.
Wie beschreibt man den Sound der Beiden? Zugegeben: mir fällt es schwer die musikalische Palette einzuordnen. Mal klingt es nach straightem Techno, dann wieder eher minimalistisch, plötzlich kommt da ein orientalischer Einschub und danach gibts auf die Fresse. So eine Mischung hört man selten, wie ich finde. Wie auch immer, ein abwechslungsreiches Spektrum von Deep bis Bumms. Spaß macht es allemal. Und wenn man bedenkt, mit wem sie schon alles die Kanzel geteilt haben, uiuiui. Da wären DJ Hell, Monika Kruse, Gregor Tresher, Karotte, Lützenkirchen und Lexy & K. Paul, um nur einige zu nennen. In diesem Jahr werden die Herren dann auch in einigen Ländern Europas für Aufsehen sorgen. Denn es stehen Gigs in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Italien, Polen und England auf dem Programm. Das heißt wohl, dass man noch einiges von den Therapists erwarten kann.
Die Beiden lachen recht viel und oft (wie die red. Anmerkungen zeigen). Sehr sympathisch. Doch seht selbst.
13 Fragen - 13 Antworten
eventreview: Wie seid Ihr zu dem Namen The Therapists gekommen?
Pascal: Oh, das weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr so wirklich.
Lukas: Aber ich… wir hockten irgendwo betrunken in ner Bar… muss ich noch mehr erzählen?!
er: Wie seid Ihr zum DJing gekommen und wie lange seid Ihr schon aktiv?
P: Im Endeffekt waren es die Clubbesuche selbst, die mich zum Auflegen gebracht haben. Als ich in den frühen Teenager Jahren war, haben mich ältere Freunde des öfteren mit in Clubs genommen, in denen ich zu Anfang vor allem mit House in Berührung kam. Als ich dann begann, immer wieder kleine eigene Partys zu veranstalten, kam eins zum Anderen.
L: Daran kann ich mich nun nicht mehr wirklich erinnern, es ist schon zu lange her… die liebe zur elektronischen Musik spielt denke ich ne große Rolle, und ich wollt nicht immer nur anderen zuhören, sondern es auch wirklich selbst fühlen.
er: Welcher war Euer bisher schönster Gig?
P: Puuuh, da gab es bisher schon so so viele. Dieses Jahr fallen mir da Abende wie der Besuch mit unseren Freunden, den Jacuzzi Boys, im Moulin Rouge. Das war ein toller Abend, einfach weil es immer toll ist, beim Spielen Freunde um sich zu haben, die man nicht all zu oft sieht. Der Abend im ausverkauften Rottweiler Kraftwerk war auch super toll. Aber ich glaube, einer der bisher schönsten Gigs war das Confused Opening im Toy 2008. Das war auch eine wahsinns Party. Damals war Gregor Tresher zu Gast und da wir uns selten sehen, war es damals schon beim Essen lustig. Wenn der Abend so beginnt, kann die Party danach nur noch gut werden. (lacht)
L: Ja ich denke auch, dass das die erste Confused im Toy einer der coolsten Gigs war, das Publikum war der Wahnsinn und natürlich Kraftwerk Rottweil, legendär… wie Pascal so schön sagt.
er: Beim Auflegen: Analog oder digital? Warum?
P: Analog. Wir kommen zwar mittlerweile immer mal dazu, bei uns im Studio ein Digitales SetUp aufzubauen und unserer Kreativität freien Lauf zu lassen, allerdings beschränkt sich das eigentlich nur aufs Studio. Ich bin einfach der Meinung, dass bei den meisten Digital-Djs der Kontakt zum Publikum beinahe völlig verloren geht, da sie permanent damit beschäftigt sind in den Laptop zu schauen. Ich kann zwar verstehen, dass viele auf digitale SetUps umstellen, da es zum reisen einfach praktischer ist, aber für mich kommt das momentan nicht in Frage. Für mich war es ja schon ein großer Schritt überhaupt CDs in meine Sets einzubauen. (lacht)
L: Da sind wir uns einfach einig, sonst würds ja nicht funktionieren mit uns, Vinyl ist einfach ein tolles Medium und dieses dauernde Geglotze ins Laptop lässt mich die Vibes der Leute nicht spüren, und das ist verdammt wichtig für uns, wir wollen mit den leuten feiern und nicht nur für sie Musik machen.
er: Vervollständige: „A DJ is not a…“.
P: JUKEBOX! Weil die Leute so nerven, die irgendwelche Lieder hören möchten, die kein Mensch mehr im Case hat. Wenn die ihren Abend doch lieber musikalisch selbst gestalten möchten, wieso bleiben sie dann nicht daheim!?!
L: Word! Ich hab mir im Lauf meiner DJ Karriere schon so viel dämliches Zeug anhören müssen von manchen Leuten… teilweise unglaublich… die gehen auf ne Technoparty und erwarten, dass ich AC/DC spiel… hallo?! Da fällts dann manchmal schon etwas schwer, freundlich zu bleiben. (lacht)
er: Welche Rolle spielt Musik in Eurem Leben?
P: Ich hoffe, es liest keiner meiner Dozenten dieses Interview, aber es ist wohl die wichtigste Rolle ein meinem Leben. Wenn ich mir, Gott sei Dank, unseren Kalender jetzt für die nächste Zeit anschaue, geht das allerdings auch nicht mehr anders.
L: Natürlich kommt die Musik gleich nach der Freundin, sie gibt mir Kraft und Energie. Das ist wie Essen und Trinken.
er: Wer oder was beeinflusst Euch musikalisch und warum?
P: Das ist eine lange Liste. Also klar, andere Künstler egal welcher Musikrichtung. Diese jetzt alle aufzuzählen würde vermutlich eine sehr sehr lange Liste geben, deswegen beschränken wir das auf die Wichtigsten. Das wären dann Leute wie Gregor Tresher, Luciano aus dem elektronischen Bereich. Ich finde aber auch andere Künstler super, Clueso zum Beispiel ist jemand, bei dem ich mir jedes mal aufs Neue denke, WOW! Dann natürlich Bands wie Kings of Leon und so viele mehr. Das sind alles Dinge, die ich gerne höre und die mich dann auch inspirieren. Auf der anderen Seite ist es Natur, schöne Fleckchen Erde an die ich immer wieder fahre, wenn ich was anderes sehen muss. Das ist bei mir eine sehr sehr große Inspiration, wenn ich Musik mache und nichts mehr sehen kann, dann packe ich meine sieben Sachen und fahre weg. So lange bis ich denke, es geht wieder!
L: Beeinflusst wird man natürlich von anderen künstlern die man mal hört oder dessen Produktionen man spielt, da sie mir natürlich gefallen… sonst würd ichs ja nicht spielen.
Aber der Einfluss wechselt ständig. Generell versuche ich mich aber nicht nach anderen Acts zu orientieren, wir spielen was uns rockt und gefällt oder berührt. Aber auch Rockmusik oder teilweise auch Klassisches beeinflusst mich, alles was irgendein Gefühl in mir auslöst.
er: (Aktuelle) Lieblingsplatte?
P: Da gibts mehrere, momentan finde ich das aktuelle Material von Mihalis Safras sehr schön, die Yellow EP is das glaube ich. Aber jetzt zum Sommer kommen noch einige Sachen, die sehr Hitverdächtig sind...
L: Das wechselt fast jeden Tag… aber was mir schon seit einer ganzen Weile immer wieder eine Gänsehaut beschert, ist der Martinez Remix von Seth Troxlers Hurt.
er: Irgendwelche Produktionen in Planung?
P: Ja so einige, wir haben noch zwei Remixe fertig zu machen, dann wird von uns dieses Jahr noch eine eigene EP kommen. Ich solo werde wohl auch noch eine EP veröffentlichen, allerdings steht da noch nichts definitives an.
L: Wir arbeiten ja immer wieder an Tracks, wenn wir Zeit finden. Wie Pascal schon sagt, werden schon ein paar Sachen kommen. Haltet die Augen offen. Solo weiß ich auch noch nicht genau, da unsere komplette Energie gerade in den Therapists steckt, aber alles ist möglich.
er: Habt Ihr ein Leben neben der Musik? Irgendwelche Hobbies? Beruf? Studium?
P: Ich studiere momentan an der FH Pforzheim. Hobbies, naja sofern es die Musik zulässt, geh ich ganz gerne auf Reisen, schaue mir sehr sehr gerne fremde Städte an, weil auch die mir Inspiration geben. Dann gehe ich für mein Leben gern gut essen (Vapiano), Lukas kann das wohl bestätigen, dass wir schon einige Studiosessions verkürzen musste, weil ich mal wieder zum Essen musste. (lacht) Im Winter geh ich gerne und so oft wie möglich boarden, das hat dieses Jahr allerdings etwas zurückstecken müssen. Und im Sommer habe ich mir mit einem Freund fest vorgenommen, endlich mal wieder surfen zu gehen, das ist Jahre her, als ich da das letzte mal dazu kam.
L: Jetzt tut er so, als wär er ne Sportskanone… der is total unsportlich, so wie ich auch. Ich arbeite unter der Woche als Bürokaufmann, andere Hobbys neben der Musik kann ich mir erst leisten, wenn der Tag 60 Stunden hat (lacht). Nein im Ernst, ich bin voll damit ausgelastet unsere Promo zu machen und unsere Gigplanung für dieses Jahr voranzutreiben… und natürlich nehme ich mir die Zeit die dann noch bleibt für meine Freundin, Freunde und die Familie.
er: Gibt es einen Menschen, der Euch besonders beeindruckt (hat)?
P: Da gibt es viele, meine Eltern beeindrucken mich jedes mal aufs Neue, wie die das mit mir ausgehalten haben. (lacht) Ansonsten, ja, es gibt Menschen, die mich beeindrucken oder beeindruckt haben, das kann ich aber nicht auf eine Person begrenzen, die Menschen kommen aus der Politik, haben sich für Frieden eingesetzt oder haben einfach nur schlimme Schicksale zu verarbeiten.
L: Mich beeindruckt Pascal immer wieder was für n Müll der reden kann und natürlich auch seine Eltern, dass die das aushalten. Aber natürlich gibt es auch für mich Menschen, die mich wirklich beeindrucken, wobei da keine Politiker dabei sind, da beeindruckt mich höchstens, wie toll man Lügen kann und trotzdem gewählt wird.
er: Welche Frage wolltet Ihr schon immer in einem Interview beantworten?
P: Haha, das ist eine tolle Frage... Ich steh ja total auf Fragen, die mich aus dem Konzept bringen, das macht das ganze immer etwas witziger. Aber ich gebe jetzt keine Tipps, wie ihr mich beim nächsten mal aus der Reserve locken könnt... (lacht)
L: Frag mich doch mal was ich von Pascal wirklich halte… haha…
er: Wollt Ihr noch irgendetwas loswerden?
P: Ja ich würde mich sehr gerne bei all denen bedanken, die uns in den letzten Jahren so so sehr unterstützt haben!!!
L: JA, bei denen möchte ich mich natürlich auch bedanken, für den tollen Support und auch bei meiner Freundin, die so oft auf mich verzichten muss weil ich unterwegs bin. Achja und seid nett zueinander! (lacht)
Herzlichen Dank für das Interview.
Wer The Therapists mal erleben möchte, hat z.B. hier die Chance dazu:
30.04.2010 Ohm-Club - Neu-Ulm (Lukas Stern)
12.05.2010 Citrus - Ulm (Pascal)
12.05.2010 Knarz - Ulm (Lukas)
13.05.2010 Hip Island - Heilbronn (The Therapists)
16.05.2010 TBC - Karlsruhe (The Therapists)
21.05.2010 M.O.X - Geislingen (Pascal)
28.05.2010 Citrus - Ulm (The Therapists)
29.05.2010 Ilegal - TBC (The Therapists)
02.06.2010 U2 - Offenburg (The Therapists)
08.06.2010 Flex - Wien (Pascal)
12.06.2010 TBC - Hannover (The Therapists)
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