Montag, 22. März 2010

Ein Samstag mit Kultur und Bummbumm







Am Samstag stand zunächst die Lange Nacht der Museen in Stuttgart auf dem Programm. Das Stadtmagazin Lift fragte mich an, ob ich Interesse hätte Bilder zu machen. Natürlich habe ich zugesagt. So zogen also Catha und ich los.

Zuerst führte uns die Runde in den Bunker unter dem Wilhelmsplatz. Zum Glück waren wir schon so früh dort, denn, wie ich später hörte, war der Bunker rappelvoll. Der erste Teil der  Ausstellung "Stuttgart zwischen Anarchie und Armut" zeigte Photografien von Lutz Schelhorn, der Menschen mit Ihrem "A" ablichtete, darunter Michael Gaedt und Gabriele Müller-Trimmbusch. Nach Aussage Schelhorns, ist das Leben ein A-Block. Es gibt unterschiedliche A-Situationen. Mal ist es die Anarchie, mal die Armut. Die abgelichteten Persönlichkeiten konnten sich beim Shooting frei entfalten und ihr persönliches A ausleben.
Der zweite Teil der Ausstellung zeigte Portraits von Mitgliedern der Hells Angels. Lutz Schelhorn selbst ist der Präsident des Chapters Stuttgart. Die Portraits zeigen Männer, die sich bewusst von der Gesellschaft abgrenzen. Das verraten nicht nur ihre Klamotten, sondern auch ihre Mimik. Dennoch empfand ich die Menschen durchaus als sympathisch, weil die Bilder ehrlich sind. Keine 08/15 Gesichter, sondern echte Persönlichkeiten. Der ein oder andere Angel hat mit Sicherheit viel erlebt, was die Bilder wiederspiegeln. Das passt zur Thematik der Anarchie.

Zum Bunker muss ich sagen: die Atmosphäre dort unten ist sehr krass. Es ist kalt und feucht. Die Decken sind hoch, die Wände gelb und rau. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass man im Ernstfall in solch einer Tristesse ums Überleben kämpfen soll. Der Überlebenswille wird an einem solchen Ort hart auf die Probe gestellt. Die kleinen Räume in Verbindung mit dem fahlen Licht, den dicken Stahltüren und dem Bewusstsein, dass über einem die Welt zusammenbricht, lässt mich hoffen, nie an einem solchen Ort "leben" zu müssen.

Der nächste Stopp war die Galerie Schwefel beim Tagblattturm. Was soll ich dazu sagen... Videokunst gab es hier zu sehen. Leider konnte ich damit rein gar nichts anfangen. Als Beispiel: Eine Frau rührt in einem großen Eimer Kaffee an, erklärt dann wie der Schaum auf den Kaffee kommt und klatscht ihn gegen die Wand, an der dann eine Schrift sichtbar wird.  Weiter konnte ich nicht schauen, weil sich mir der Sinn so ganz und gar nicht offenbaren wollte. Außerdem waren die Besucher auf den ersten Blick relativ steif. Dafür war der Ausblick vom 15. Stock aus über Stuttgart sehr schön und Catha und ich mussten natürlich gleich per Langzeitbelichtung den Blick über den Kessel festhalten.

Weiter ging es in den Westen. Da die Busse hoffnungslos überfüllt waren, bevorzugten wir den Fußmarsch. Es ging in die Reinsburgstraße in die Galerie Temporary Contemporary. Wir betraten einen hellen, weißen Raum. Der Name der Galerie kommt nicht von ungefähr. zeitgenössische Kunst erblickte das Auge. Teilweise sehr illustrativ, was mir persönlich in höchstem Maße gefiel. Eine kleine Serie zeigte Bilder von amerikanischen Soldaten, deren Familien die Köpfe auf Pappe klebten, um sie "bei sich" zu haben. Auf einem der Bilder küsst ein kleines Mädchen das Bild ihres Papas. Solche intimen und persönlichen Momente berühren mich.

Nun trugen uns unsere Füße ins Neue Kunstmuseum Stuttgart. Gedränge im Glaskasten. Und zwar so viel, dass wir ihn nach etwa 15 Minuten wieder verließen. Das einzige, was wir zu sehen bekamen, waren die Photografien im 1. Stock des Gebäudes. Leider hab ich den Namen des Künstlers vergessen. Zu sehen waren Landschaften, die auf den ersten Blick friedlich erscheinen, jedoch nicht im positiven Sinne. Eigentlich war die Stimmung in den Bildern sogar beängstigend, und mir fällt im Nachhinein nur eines dazu ein: Jede Idylle hat ihren Preis.

Die letzte Station war dann das Landesmuseum. Auch hier war es gestopft voll. Im Innenhof gab es ein Lichtspiel zu (viel zu) lauter Musik zu sehen. Drinnen spielte eine Band. Coverband. Doch leider hat sich der Veranstalter mir dieser Band keinen Gefallen getan. Man konnte sehr schön hören, wie dehnbar der Begriff der Interpretation ist. Furchtbar. Da es dennoch auch hier sehr voll war, schauten wir uns nur kurz das Blechgeschirr an und entschwanden. Ins Lehmann zu MIKATO.

Nach den anfänglichen Schwierigkeiten mit der Gästeliste setzten wir uns erst mal. Catha schlürfte einen Gin Tonic, ich ein Wulle (3,10 € !!!). MASAJE rockte schon ordentlich das Haus, doch leider war es noch nicht sonderlich voll. Tröpfchenweise trudelten die Gäste ein. Ab ca. 1 uhr war es dann  gut gefüllt. Marten legte los und das Publikum war schon sehr gut dabei. Dann betrat Krafty Kuts die Kanzel. Oh la la! 3 CD-Player und ein 1210er. Es war faszinierend zu sehen, wie locker Mr. Reeves da mal eben 4 Teller bedient. Jetzt ist mir klar, warum er schon seit Jahren Auszeichnungen als bester Breakbeat DJ erhält. Der Mann hat es drauf! CD rein, vier Mal Tab gedrückt, Start, perfekt. Nach gut zwei Stunden übernahmen dann Fabi und Marten wieder die Kanzel und rockten das Publikum endgültig in Grund und Boden. Gegen 6 Uhr ging dann das Licht an. Wobei ich mir mit der Uhrzeit nicht mehr ganz sicher bin, da mir Steffen das ein oder andere Freigetränk zukommen ließ und auch fleißig Schnaps nachschenkte. Danke an dieser Stelle für den Kater, hehe.

Tja, ein schöner, wenn auch anstrengender Tag. Danke an Marten für die blauen Nippel, Steffen für die Kopfschmerzen, Catha für die Laufbeschwerden.

P.S.: Ich liebe Euch.
P.P.S.: @ Club Lehmann: macht das Gitter um die Kanzel weg...

Bilder von Samstag wie immer hier.

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